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Nach erholsamer Nacht im Hotel gleich gegenüber vom Bahnhof Brig gehts mit dem CIS um 9.00 Uhr nach Mailand. Der Zug kommt pünktlich, keine Spur mehr vom Streik der italienischen Eisenbahnen vom Vortag. Dennoch +5 in der Abfahrt des CIS, welcher pünktlich gewesen wäre, wenn nicht eine Gruppe von snowboard- und skibepackten jüngeren Damen erst beim Halt in Brig bemerkt hätte, dass sie eigentlich jetzt aussteigen sollten. Vorher war aber noch alles Gepäck zusammenzupacken und dazu der nicht eben opulent breite Zugang des CIS-Endwagens komplett zu blockieren, welcher nur an einer Seite Ausstiege hat. Als Folge davon kommen erst mal ungefähr 20 Leute nicht raus und wir nicht rein. Bis sich das ganze Knäuel entwirrt hat, sind +5 im Plan. Ein hervorragendes DAB-Beispiel, wie wir finden.
Ankunft in Milano C. mit der gleichen Verspätung. Bei Sonnenschein hinter dem Simplon war die Fahrt, von der engen CIS-Bestuhlung und einem ziemlich hohen Verschmutzungsgrad und defekten oder unkoordiniert sich öffnenden und schließenden Jalousien abgesehen, relativ angenehm.
Der Bahnhof Milano Centrale ist ein schönes Beispiel eines WIRKLICH großstädtischen Kopfbahnhofs (er hat auch einen Sottopassaggio = Unterführung zum Umsteigen). Der nachfolgende Übergang von 83 Minuten ermöglicht es manchen Teilnehmern problemlos, die wenigen Sehenswürdigkeiten der Stadt zu erreichen, einschließlich Metro-Fahrt. Für eine Fahrt mit den Peter-Witt-Trams reicht die Zeit dann leider auch nicht. Der Dom ist leider eingerüstet, so dass lediglich Metrofahrt und Straßenbahn schauen möglich sind.
Der Diretto nachTirano fährt pünktlich 12.15 Uhr ab, reservierte Plätze im Steuerwagen sind wider Erwarten sogar ausgeschildert, was auch angesichts des Füllungsgrades des Zuges durchaus willkommen ist. Einblicke in das feingesponnene Geflecht sozialer Beziehungen der italienischen Bahner bietet das Vorpreschen in den vorderen Bereich des Steuerwagens (z.T. sechs Leute im kombinierten Gepäck-, Fahrrad- und Dienstabteil), welche lautstark gestikulierend Lebenslust repräsentieren. Der Diretto besteht aus einem Niederflur-Steuerwagen, einem zur Hälfte deklassierten MDVE 1. Klasse, sechs MDVC (davon einer 1./2. Kl. deklassiert) und der schiebenden E646.154.
Der 58minütige Übergang in Tirano sollte zum Einkauf genutzt werde, aber die italienischen Ladenöffnungszeiten sehen das am Sonnabend nachmittag nicht vor. So sind einige im Ristorante bei Lasagne, Spaghetti und Gelato al Limone, andere frühzeitig am Bahnsteig. Die EU-Außengrenze wird unter dem gestrengen Blick eines korrekt uniformierten italienischen Zöllners problemlos von allen Teilnehmern passiert. Am Bahnsteig regen einige schweizer Weichenlaternen zur Diskussion an, und bei Ankunft des Regionalzuges aus St. Moritz erleben wir vor dem Einsteigen eine schöne Rangier-Aktion, die sogleich (analog zur "Pumpen-Gymnastik" vor dem Hochfahren einer Kraftwerksturbine, wie wir das am Vortag gelernt hatten) als "Triebwagen-Gymnastik" zu klassifizieren ist. Das Publikum auf dem Bahnsteig zu Tirano ist gemischtes Volk, neben zwei deutschsprachigen Pufferküssern und modisch gekleideten Italienern ("praktische" Gucci-Schuhe im Army-Look an der mürrischen Maid) lungern auf den Bänken US-Amerikaner herum (not-native american white trash), welche mit ihren Übergrössen an Schneeschuhen und breitem Dialekt (it's soooo nice) den Bahnsteig in Beschlag nehmen. Unsere Garnitur besteht dann aus den ABe 4/4 II 43 und 44, dem B 2308 mit reservierten Plätzen und dem BD 2475. Allerdings haben andere bereits unseren reservierten Wagen occupiert, so dass wir in den ersten Triebwagen einsteigen. Die Pünktlichkeit der RhB auf der Berninalinie ist nicht ganz so ausgeprägt wie die anderer schweizer Bahnen, aber die Ankunft auf Alp Grüm ist trotz verspäteter Abfahrt pünktlich und so genießen wir eine schöne Bergfahrt im letzten Tageslicht. Das Quartier auf Alp Grüm (Massenlager) empfängt uns in alt bekannter Gemütlichkeit und in diesem Augenblick findet das debx2005-Treffen in der Bahnhofsgaststätte Alp Grüm statt. Anwesend sind: Tobias Köhler, Klaus von der Heyde, Hans-Jürgen Ramoschat, Jürgen Schubert, Matthias Dingeldein, Klaus Peukert, Rainer Burre, Carsten Weber, Uli Maschek, Ralf Gunkel, Marc Haber, Wolfgang Auer und Reinhard Greulich. Michael Rudolf muss uns leider breits mit dem Zug um 19:07 verlassen und hofft inständig, morgen früh rechtzeitig zu seinem Frühdienst wieder den SBB zur Verfügung zu stehen. Aber hat da jemand überhaupt Zweifel, bei dem was wir in den letzten zwei Tagen erlebt haben? ;-)
Und jetzt steht der Hauswein auf dem Tisch, mit Spezialetikett.
Nur das Wetter in Brig war saumäßig, In Italien und Graubünden ist es deutlich freundlicher.
Hallo, Wolfgang ist gerade eingetroffen, mit dem letztenZug; früher ging es einfach nicht. Macht nix, jetzt ist's umso schöner, das erste Bier wartet!
Die Online-SMS Meldung von Michael vermeldet gute Rodelkonditionen auf der Nordseite hinter dem Bernina.
PS: Es ist anzumerken, dass dieser Text (wie die anderen Tagesberichte auch) von mehreren Leuten erstellt wurde, die im Laufe des Entstehens einen proportionalen Anstieg des Alkoholpegels zu verzeichnen hatten. ;-))
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